— Set-up —
Durch ein korrekt abgestimmtes Fahrwerk kann sich ein gutes Bike großartig anfühlen, doch durch ein schlechtes Setup wird sich ein fantastisches Bike schrecklich anfühlen.
Das bestmögliche Set-up verlangt Geduld, da es schlussendlich nur über das "Trail & Error" Prinzip zu erreichen ist. Als Basis empfehle ich die Set-up Tips der jeweiligen Hersteller, von da an werden die individuellen Anpassungen vorgenommen.
Als erstes....Ein Fahrwerk ist immer ein Kompromiss.
Es gibt nicht DIE perfekte Fahrwerkseinstellung. Wenn ihr euer Fahrwerk dahingehend optimiert, dass es euch bei heftigen Schlägen Support bietet, wird darunter die Sensibilität bei kleinen Unebenheiten leiden. Das Setup eines Fahrwerks ist stets ein Kompromiss; es geht um die perfekte Balance zwischen Feinfühligkeit und Support. Daher ist es wichtig, die richtige Fahrwerks-Balance ausfindig zu machen, die zu eurem Fahrstil und euren Trails passt.
Gelangt man an die Grenzen der Verstellmöglichkeiten seines Dämpfers und/oder der Gabel, gibt es je nach Hersteller die Möglichkeit eines Upgrade, oder eines individuellen Tunings, hierbei helfe ich Dir gerne sollte Bedarf bestehen.
Im folgenden habe ich die einzelnen Parameter einer Gabel und eines Dämpfers zusammengefasst, die es einzustellen gilt:
1. Negativfederweg / SAG
Der Negativfederweg ist der Federweg, den die Gabel/der Dämpfer zum Ausfedern zur Verfügung hat, wenn das Bike lediglich mit dem Fahrer inkl. Ausrüstung belastet wird. Der SAG liegt je nach Vorliebe und Einsatzbereich zwischen 10-30% des gesamten Federwegs. Bei der Messung gilt es zu beachten die Plattformen zu öffnen. Bei Luftgabeln/Luftdämpfern wird der Sag-Wert durch erhöhen/verringern des Luftdrucks eingestellt. Bei Federgabeln/Federdämpfer durch Vorspannen oder Austausch der Feder mit einer anderen Federrate.
Praxistip: die SAG Messung im Stand gilt lediglich als Basis, die Feineinstellung muss erfahren werden. Hierbei empfehle ich bei Gabeln die Anpassung in 2psi Schritten, bei Dämpfern in 5psi Schritten, die Drukstufeneinsteller dabei etwa in der Mitte. Grundsätzlich gilt, je schwerer und schneller ein Fahrer desto mehr Luftdruck/härtere Feder und umgekehrt. Diese Einstellung ist die Wichtigste und sollte darum gleich zu Beginn vorgenommen werden. Fährt man eine Gabel/Dämpfer mit zu wenig Luftruck, kann auch oftmals der Eindruck von "zu hart" entstehen, da man zu tief im Federweg (progressiver Teil) steht.
2. Federkennlinie
Die Federkennlinie beschreibt die zunehmende Kraft beim Einfedern die nötig ist im Verhältnis zum Federweg, auch Progression genannt. Diese kann bei Luftgabeln durch verkleinern/vergrössern der Luftkammer angepasst werden, kleinere Luftkammer (mehr Volumenspacer) desto progressiver wird die Kennlinie, grössere Luftkammer (weniger Volumenspacer) desto linearer wird die Kennlinie.
Praxistip: langsamere Fahrer die es eher komfortabel wünschen, empfiehlt sich eine lineare Kennlinie, schnelle und aktive Fahrer bevorzugen eher eine progressive Abstimmung.
3. Druckstufendämpfung / Compression
Bei der Druckstufendämpfung handelt es sich um ein hydraulisches System, welches die Einfedergeschwindigkeit/Widerstand beim Einfedern reguliert. Je mehr Druckstufen-dämpfung (Einsteller gegen +) je deutlicher die Rückmeldung vom Untergrund.
High-Speed-Druckstufe / Compression Abb. 1 + 2
Sie reguliert die Einfedergeschwindigkeit bei sehr schnellen Schlägen, z.B. bei harten Landungen oder hohem Tempo über Wurzeln oder Steinfeldern. Je härter diese eingestellt ist (Einsteller gegen +) desto deutlicher spürt man diese Schläge.
Low-Speed-Druckstufe / Compression Abb. 3 + 4
Reguliert hydraulisch die Einfedergeschwindigkeit bei langsam auftretenden Kräften, z.B. in Anliegerkurven, im Wiegetritt oder beim Bremsen. Je härter sie eingestellt ist (Einsteller gegen +), desto straffer bleibt das Fahrwerk in genannten Situationen.
4. Zugstufe / Rebound
Bei der Zugstufendämpfung handelt es sich um ein hydraulisches System, welches die Ausfedergeschwindigkeit eines Federelements reguliert. Je höher das Fahrergewicht (hoher Luftdruck / harte Feder) desto straffer sollte sie eingestellt werden (Einsteller gegen +).
Low-Speed-Zugstufe / Rebound
Überwiegend werden die ersten zwei Drittel des Federwegs genutzt und genau hier kommt der Low-Speed-Rebound ins Spiel. Diese Einstellung hat den größten spürbaren Effekt an deinem Bike und sorgt - vorausgesetzt er ist richtig eingestellt - für ein hohes Maß an Kontrolle. Jede Federgabel und jeder Dämpfer verfügt heutzutage über einen Low-Speed-Rebound. Nur der High-Speed-Rebound ist relativ selten.
High-Speed-Zugstufe / Rebound
Hingegen der Vermutung vieler hat der High-Speed-Rebound nichts mit der Geschwindigkeit des Einschlages zu tun. Es hängt nur von der Größe des Einschlages ab, also wie weit das Fahrwerk eingefedert wird. Der High-Speed-Rebound setzt erst dann ein, wenn das Fahrwerk fast komplett eingefedert wurde. High Speed aus dem Grund, da der Gegendruck des Fahrwerks bei völlig eingefedertem Zustand sehr groß ist und das Fahrwerk dort SCHNELL wieder ausfedern will.
Praxistip Gabel: Lenker im Stand so weit wie möglich in den Federweg drücken und schnell loslassen, das Vorderrad sollte sich nicht vom Boden abheben (springen). Dies empfehle ich als Grundeinstellung, generell sollte die Zugstufe so schnell wie möglich, so langsam wie nötig eingestellt sein. Ist sie zu langsam, hat das Federelement zwischen zwei Hindernissen nicht genügend Zeit, um vollständig auszufedern (Packing).
Zum Schluss bedenkt bitte dass die einzelnen Parameter immer mehr oder weniger in Relation zueinander stehen. Ebenso ist die "Balance" zwischen Gabel und Dämpfer ein sehr entscheidender Faktor, der über das Handling eures Bike entscheidet. Ist der Dämpfer zu weich eingestellt, wird das Bike hecklastiger und dadurch kann sich die Gabel härter anfühlen und es entsteht eine Tendenz des Untersteuerns.
Nun ab auf den Trail und viel Spass beim "Erfahren" ;-)